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Innenseite der Schulreform (Buch)

Vorwort: Fritz Schütze

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 (Einleitung)

Kapitel 2 (Protokolle)

Kapitel 3 (Interviews)

Kapitel 4 (Aktualtext)

Kapitel 5 (Auswertung)

Literatur

Anhang (Datenkranz)

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Die Innenseite der Schulreform

Kapitel 1: Einleitung

In der Einleitung – Kapitel 1 – die als Volltext verfügbar ist, wird zunächst eine Annäherung an "Gesamtschulen als Forschungsgegenstand" geleistet. Im Anschluss werden Überlegungen zu "Fallstudien als Instrument interpretativer Schulentwicklungsforschung" angestellt und "Überlegungen zu einem theoretischen Modell" skizziert.

Zusammenfassung

Hintergrund – Die integrierten Gesamtschulen waren seit ihrer Gründung in den späten 60er und frühen 70er Jahren in der früheren Bundesrepublik Deutschland umstritten. Sie waren Bestandteil der heftig diskutierten Bildungsreform. Die Notwendigkeit ihrer Einführung sollte in den 70ern und zu Beginn der 80er Jahre durch Survey-Forschungen (Fend u.a.) mit standardisierten Methoden, in denen die Erfolge der Gesamtschulen mit denen anderer Schulformen verglichen wurden, unter Beweis gestellt werden. Diese Untersuchungsmethode, bei der standardisierte Vergleichsuntersuchungen angestellt wurden, hatte sich seit dieser Zeit eingebürgert und Schulentwicklungsforschung war lange Zeit nur dann möglich, wenn sie sich auf der Grundlage dieser Methodologie bewegte.

Es fehlen aber nun – in der Zeit nach PISA – Langzeit-Untersuchungen auf qualitativer Grundlage, die einen tieferen Einblick in die innere Prozessstruktur von Schulentwicklung gestatten würden. Nur so ist die durch die PISA-Studie erzwungene Veränderung zu erreichen und die langfristige Etablierung von erfolgreichen Modellen der Zusammenarbeit von Lehrer(inne)n möglich. Bei qualitativen Untersuchungen wird auf standardisierte Fragen und die damit verbundene Methodologie verzichtet und es ist möglich, sie an einer einzigen Schule durchzuführen.

Die vorliegende Untersuchung ist eine solche Langzeit-Studie. In ihr sollte herausgefunden werden, was einen Schulentwicklungsprozess – in diesem Fall in einer auf Reformen gegründeten Schulform – automatisch in Gang zu setzen vermag, bzw. was ihn naturwüchsig behindert. Ein Untersuchungsziel dieser Art ist am besten im Rahmen einer qualitativen Fall-Studie zu erreichen. Ich habe mich dabei auf die auf Mannheim zurückgehende und von Bohnsack u.a. weiterentwickelte dokumentarische Methode gestützt das und Datenmaterial auf verborgene Sinnzusammenhänge hin untersucht. Qualitative Methoden arbeiten mit Vergleichen und mit fortschreitender Kategorisierung, d.h. sie verzichten auf Schematisierungen, die eine Formalisierung für einen statistischen Auswertungsprozess notwendig mit sich bringt, und nutzen das Sinnpotential der Sprache. Es wird gefragt, Rückfragen sind möglich, und es werden die Niederschriften von Diskussionen und Gesprächen berücksichtigt. Dadurch ist eine große Flexibilität gegeben. Was schließlich untersucht wird, ist der entstandene Text. (Transkripte, Text-Dokumente)

Bei einer weit gespannten Fragestellung im Rahmen einer Fallanalyse ist eine Untersuchung auf mehren Ebenen erforderlich. Dazu werden auf mehreren Sinnebenen Daten erhoben und in einen inhaltlichen Zusammenhang gebracht (trianguliert).

Für die vorliegende Untersuchung bedeutet dies, dass ihr Kern aus drei Kapiteln besteht, denen jeweils eine besondere Textsorte zu Grunde liegt. Die jeweilige Textsorte repräsentiert eine eigene subjektive Zeitebene und damit zusammenhängend ein besonderes Sinnkontinuum, womit jeweils andere Aspekte innerhalb des untersuchten Zeitraumes ausgeleuchtet werden können. Sie wird in Anlehnung an Anselm Strauss mit einem ihr angemessenen Theoriekonzept kontrastiert, mit dessen Hilfe die Auswertung der in den ihr zugehörigen Texten enthaltenen Informationen durch einen theoretischen Vorlaufprozess angeregt werden soll. Die Informationen werden untereinander kontrastiert, es werden Konzepte und Kategorien entwickelt und im Verlauf eines Interpretationsprozesses immer weiter abstrahiert.

Diese Sinnrekonstruktion geschieht vor dem Hintergrund meines eigenen Erlebens dieser ganzen Zeit "im Forschungsfeld". Die Fallgeschichte ist somit meine eigene Bildungsgeschichte. Sie ist aber auch gleichzeitig die Bildungsgeschichte eines Lehrer(innen)kollegiums. Für die Sinnrekonstruktion erforderlich war ein im Text nicht zu reproduzierender Prozess des Sich-Fremd-Machens während des Schreibens. Erst durch die Suspendierung der natürlichen Einstellung als Akteur durch meine Integration in die Forschungsgemeinschaft des Graduiertenkollegs "Schulentwicklungsforschung" (Bielefeld/Kassel/Magdeburg/Jena) gelang es, den Blick auf die Regeln des Interpretationsprozesses und auf theoretische Zusammenhänge zu richten.

© 2004 http://www.qualitative-forschung.de/publikationen/schulreform/, Status: 12.6.2004